Dieser Tage macht das Fotografieren einen ganz besonderen Reiz aus. Schnee und Eis bringen uns gänzlich andere Motive, die ich als „Flachland-Tiroler“ 😉 nur an ganz wenigen Tagen in meiner Heimat-Region Rheinland vor die Linse bekomme. Aber nicht nur bei den zur Zeit eisigen Temperaturen stellt uns Fotografen die Kälte gelegentlich ein Bein.
Auf einen Blick
Stromversorgung
Es dürfte allgemein bekannt sein, dass Akkus, gerade die modernen Lithium-Ionen-Akkus, wie sie in Smartphones und auch in Spiegelreflex-Kameras zum Einsatz kommen, Kälte nicht mögen. Bei moderaten Temperaturen bemerken wir die Fitness unserer Akkus nicht so stark. Aber sobald wir uns dem Gefrierpunkt nähern, lässt die Leistungsfähigkeit der Akkus extrem nach.
Tipp 1: Wärme hilft
Tragt Euer Smartphone und auch die Akkus der Kameras so lange und so nah wie möglich am Körper, damit sie nicht zu lange der Kälte ausgesetzt sind.
Tipp 2: Aufladen!
Ladet Smartphone und Kamera-Akkus immer auf, bevor Ihr bei Kälte auf Fotopirsch geht!
Tipp 3: Zusätzliche Akkus
Für Euer Smartphone empfiehlt sich die Mitnahme einer Powerbank, um dem Smartphone-Akku unterwegs eine Energiespende zu gönnen-
Für die (Spiegelreflex-) Kamera solltet Ihr zusätzliche Akkus mitnehmen bzw. die Anschaffung eines Batteriegriffs in Erwägung ziehen! Beides hat mir schon manche Zeitraffer-Frequenz gerettet…
Beschlagen der Frontlinse
Wenn nicht die Energieversorgung Eurer Kamera schlapp macht, gibt es ein Problem, welches Ihr im schlimmsten Falle erst zu Hause am Rechner bemerkt: Die Frontlinse ist während Langzeitbelichtung bzw. bei Zeitraffer-Aufnahmen beschlagen. Das kann auch während eines ausgedehnten Spaziergangs passieren und wenn man dann nicht ganz genau durch den Sucher schaut, sieht man das Malheur auch erst am Rechner.
Warum die Frontlinse – und auch die ganze Kamera – von Tau überzogen wird, liegt weniger an der Temperatur, als an der Luftfeuchtigkeit. Vereinfacht gesagt: Wenn es staubtrocken ist, kann es bitterkalt werden, aber es beschlägt bzw. betaut nichts. Solche klimatischen Bedingungen erleben wir in unseren Breiten aber nicht.
Und was mit unserer Kamera passiert, ist das Gleiche wie mit einem Auto, welches bei Nacht draußen steht: Die Oberfläche kühlt ab und erreicht den Taupunkt (die Temperatur, an der sich Tau niederschlägt). Die Folge: Unser Gelump wird feucht und die Oberfläche gefriert im schlimmsten Fall.
Wirklich Angst müsst Ihr Euch um Eure Kamera nicht machen. Mir ist schon eine Kamera (Canon EOS 500D, siehe Foto) komplett betaut, ohne dass ich Probleme bekommen hätte. Sogar die Kreuzlibelle auf dem Blitzschuh war schon leicht vereist 😉
Tipp 4: Handwärmer
Ein Handwärmer an der Sonnenblende befestigt, hält die Frontlinse knapp über dem Taupunkt. Ich verwende für solche Zwecke Einweg-Handwärmer*, die ich mit einem Klett-Kabelbinder an der Frontlinse befestige. Eine abgeschnittene alte Socke oder Stulpen tun es genauso. Wichtig ist nur, dass Ihr aufpasst, dass Socke oder Handwärmer nicht ins Bild hinein ragen oder vignettieren.
Tipp 5: Heizmanschette
Im Astro-Bereich kennt man das Problem mit dem Betauen der Ausrüstung schon lange und hat dafür Lösungen entwickelt. An den Teleskopen wird zum einen eine sogenannte Tauschutzkappe angebracht, die ähnlich wie eine Sonnenblende aussieht. Und an dieser Tauschutzkappe wird eine Heizmanschette befestigt. Da Teleskope mit einer automatischen Nachführung mit einer Spannung von 12 Volt betrieben werden, hat auch jeder Astro-Fotograf eine solche Spannungsquelle, z.B. eine Autobatterie dabei.
Ich habe jedoch keine Lust eine Autobatterie mit in die Natur zu schleppen. Daher habe ich mich auf die Suche nach einer Alternative gemacht und habe tatsächlich eine Heizmanschette gefunden, die mit 5 Volt betrieben wird und einen USB-Stecker hat. Das ist die Lösung! Denn eine Powerbank (siehe Tipp 3) habe ich sowieso dabei und kann damit auch noch die Heizmanschette mit Strom versorgen.
Ich habe mir übrigens die Heizmanschette mit 20 cm Länge gekauft. Für dünnere oder dickere Objektive gibt es auch andere Längen (11 cm, 15cm, 30 cm, 40 cm). Wichtig ist daher, dass Ihr vor dem Kauf den Umfang der Sonnenblende(n) ausmesst!
Der Fotograf / die Fotografin
Nicht nur Smartphone und Kamera(s) wird es kalt, sondern ebenfalls uns selbst. Auch wenn es banal klingen mag, hier noch zwei Tipps von mir:
Tipp 6: Warm einpacken
Hilft nicht nur, die Akkus warm zu halten (s. Tipp 1) 🙂 Spaß beiseite: So richtig Freude macht das Fotografieren nicht, wenn man komplett durchgefroren ist. Daher packe ich mich im Zwiebelschalen-Prinzip in mehrere Schichten Kleidung ein. Das betrifft auch die Füße: 2 Paar Socken übereinander halten wärmer als nur ein Paar.
Apropos Füße: Bei Zeitraffer-Aufnahmen steht man länger an einem Ort. Da helfen mitunter auch die wärmsten Schuhe und Socke nicht mehr weiter. Und eiskalte Füße brauchen ewig, bis sie wieder aufgetaut sind. Je nachdem, wie kalt es ist, nutze ich daher Zehenwärmer (Einheitsgröße)* oder sogar Fußsohlenwärmer (Größe 41-46)*. Dies sind auch Einweg-Wärmer wie die Handwärmer, werden jedoch unter die Socke geklebt. Funktioniert prima!
Die Handwärmer helfen auch bei eingefrorenen Fingern. Meistens reicht mir einer, den ich abwechselnd in den einen oder den anderen Handschuh stopfe…
Tipp 7: Heißer Tee
Egal, ob bei einer Langzeitbelichtung, Zeitraffer-Aufnahmen oder einem ausgedehnten Spaziergang. Ab und zu ein Becher heißen Tees tut einfach gut. Und am Becher kann man sich auch die Finger wärmen 😉 Ich habe daher fast immer eine Thermosflasche* mit (gesüßtem) schwarzem Tee dabei. Aber welchen Tee Ihr bevorzugt, ist eigentlich egal. Hauptsache heiß. Und heiß hält die Thermosflasche*. Sogar über viele Stunden…
Das war es mit meinen Tipps zum Fotografieren, wenn es kalt ist. Welche Tipps habt Ihr?
Hinweis: Bei den *Links in diesem Artikel handelt es sich um sog. Partnerlinks. D.h. wenn Ihr über diese Links etwas kauft, erhalte ich von Amazon ein paar Cent Provision. An den Preisen ändert sich für Euch nichts. Ich würde niemals Dinge empfehlen, die ich nicht selbst gekauft hätte und von denen ich nicht überzeugt wäre.
Hallo Ingo! Danke für deine Tipps – das mit den Handwärmern kannte ich noch nicht. Das werde ich gleich nächste Woche in finnisch Lappland ausprobieren. Wer Interesse hat, kann es gerne auf meinem Blog mitverfolgen.
Mein Tipp: Kamera nicht abwechselnd von der Kälte in die Wärme bringen. Das beschlägt alles und die Fotosession ist vorzeitig beendet. Außerdem: Taschenlampe. Besonders bei der Jagd auf Polarlichter.
Schöne Grüße, tarja
Hallo Tarja,
mit Deinem Hinweis, die Kamera nicht abwechselnd von der Kälte in die Wärme zu bringen, hast Du vollkommen recht. Es ist sogar sehr sinnvoll nach einem längeren Aufenthalt in der Kälte die Kamera erst mal in der Tasche zu belassen, bevor man sie im Warmen auspackt. Somit vermeidet man auch Schwitzwasser.
Eine Taschenlampe hatte ich gedanklich eigentlich zur Standardausrüstung gezählt 😉 Ich bevorzuge eine Stirnlampe, damit man beim Kramen in der Fototasche die Hände frei hat.